Tango in Chemnitz - Musiksommereröffnung mit südamerikanischem Flair Wollte man den Klang eines Bandoneons beschreiben, müsste man diesen wohl folgendermaßen in Worte zu fassen versuchen: leidenschaftlich, klagend, beschwingt, dann wieder melancholisch bis traurig und plötzlich wieder heiter. Ein Instrument wie das Leben. Der argentinische Musiker Omar Massa beherrscht das Bandoneon wie kein Zweiter. Lange bevor er zu einem der meistgefeierten Interpreten und Komponisten des Tango Nuevo unserer Zeit wurde, begann er als Sechsjähriger mit Auftritten in den Cafés von Buenos Aires. Mit seinem Bandoneon verwebt Omar Massa argentinische Tangotradition und europäische Klassik zu einer einzigartigen Klangwelt und wird, nicht ohne Grund, als Nachfolger von Tango-Nuevo-Legende Astor Piazzolla bezeichnet. Mittlerweile lebt Massa in Deutschland. Das Bandoneon, auf dem er spielt, hat seinen Ursprung in Carlsfeld bei Chemnitz. Da ist es nachgerade folgerichtig, dass Omar Massa mit seinem Instrument am 8. August gemeinsam mit dem MDR-Sinfonieorchester, der Robert-Schumann Philharmonie und Solistin Theodora Baka in Chemnitz den MDR-Musiksommer eröffnet. Bilanz nach einem halben Jahr Kulturhauptstadt Chemnitz Wer hätte gedacht, dass Chemnitz so durchstartet? Noch zu Jahresbeginn waren viele skeptisch, ob das Kulturhauptstadtjahr wirklich zündet. Doch was sich seit Januar entwickelt hat, kann sich sehen lassen: Besucher-Rekorde, Tourismus-Boom, volle Museen und mehr internationale Gäste als je zuvor. Außerdem erfreuen sich die Chemnitzer an vielen neuen geschaffenen Orten, wie der Renaturierung des ehemaligen Güterbahnhofs am Pleißenbach oder dem Garagencampus. Dass das Kulturhauptstadtjahr so erfolgreich wurde, ist auch den vielen Menschen der Region zu verdanken. "artour" mit einer Halbzeitbilanz. Edvard Munch in Chemnitz In den Kunstsammlungen Chemnitz wird am 10. August eine Ausstellung mit dem Titel "Edvard Munch. Angst" eröffnet. Vor dem Hintergrund von Munchs bekanntem Gemälde "Angst", seiner Obsession für das Malen und dem Ringen mit seinen Dämonen, zeigt die Ausstellung zahlreiche Werke Munchs in der Auseinandersetzung mit der Moderne. Flankiert werden diese von zeitgenössischen Positionen zum Thema Angst. Der große norwegische Maler und Wegbereiter des Expressionismus Edvard Munch hielt sich zwei Mal in Chemnitz auf. 1905 wohnte er für drei Wochen auf Einladung des Strumpffabrikanten und Kunstmäzens Herbert Eugen Esche in dessen Villa. Henry van de Velde, der wegweisende Künstler des Jugendstils, hatte ihn vermittelt. Munch porträtierte die Familie Esche und malte auch den Blick von der Villa Esche auf das mit zahlreichen Schornsteinen bebaute Panorama von Chemnitz. Was Edvard Munch mit Chemnitz verbindet, erkundet unsere Moderatorin Yara Hoffmann im Gespräch mit der Generaldirektorin der Kunstsammlungen Chemnitz, Dr. Florence Thurmes. Kunst außerhalb der Norm im Karl-Marx-Stadt der DDR - Ein Rückblick Herzkammer der Sächsischen Industrie, Motor City - das ist es, was wir mit dem Namen Karl-Marx-Stadt verbinden. Eine Stadt voller Fabriken und Maschinen - Tag für Tag in Gang gebracht durch ein riesiges Heer von Arbeiterinnen und Arbeitern. Abgefahrene Kunst? Happenings? Transdisziplinäres avantgardistisches Gefrickel an Ton- und Bild-Trägern? In Karl-Marx-Stadt? - Eher nicht. - Oh doch! Und davon gabs sogar eine ganze Menge. So viel, dass sich heute mit Fug und Recht sagen lässt: Nach Berlin habe diese Stadt in den 80er Jahren eine echte "Ausnahmestellung" in der DDR gehabt. Was ist dran am Mythos der Underground-Kulturhauptstadt? Das fragt "artour" drei Menschen, die es wissen müssten. Schließlich haben ihre Arbeiten diesen Ruf einst mitgeprägt. Claus Löser - Autor, DDR-Underground-Filmemacher und in den 1980er Jahren in Karl-Marx-Stadt Herausgeber einer Reihe von inoffiziellen Kunst-Mappen, zusammen mit dem Fotografen Florian Merkel Mitbegründer der Band "Die Gehirne". Jan Kummer - Künstler und Mitbegründer der DDR-Kultformation "AG Geige", ist sowohl als Künstler (Purple Path") als auch als Programmbeirat Teil des Kulturhauptstadt-Teams und auch einer der wichtigsten Initiatoren. Frank Bretschneider - Künstler, Musiker, Labelbetreiber ("Raster-Noton") und Mitbegründer von "AG Geige". Im Zentrum des Beitrags steht die Frage: Wie kam es dazu, dass aus einigen losen Zusammenschlüssen von angehenden Künstlern, aus einer Stadt ohne Kunst- und Musikhochschulen, so schillernde Erscheinungsformen des DDR-Undergrounds hervorgingen? Kulturkalender