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ARTE Reportage
Info, Zeitgeschehen • 07.09.2024 • 17:25 - 18:15
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Originaltitel
Arte Reportage
Produktionsland
F, D
Produktionsdatum
2024
Info, Zeitgeschehen
(1) Yeonpyeong: Zu nahe an Nordkorea Auf Südkoreas Inseln leben die Menschen vor allem vom Fischfang und das in einem streng bewachten Grenzgebiet. Jeder lokale Trawler muss sich während der Ausfahrt mit den südkoreanischen Militärschiffen absprechen, die die Grenze zu Nordkorea sichern sollen. In den letzten Jahren aber kommen auch immer mehr Touristen vom Festland auf die Inseln, um die Folgen der Spannungen an der Grenze zu besichtigen: Sie besuchen die bombardierten Viertel und sehen dort die Bunker, die Beobachtungstürme und die Patrouillen der Soldaten. Hinter den Kulissen dieser Spannungen leben viele Menschen auf den Inseln noch immer mit Wunden, die älter sind als die jüngsten Bombardierungen. Nordkorea ließ in den 60er und 70er Jahren südkoreanische Fischer entführen und schickte sie erst nach einiger Zeit wieder zurück in ihre Heimat. Die Rückkehrer galten dann vielen Südkoreanern als Verräter - ein Stigma, das ihre Familien bis heute tragen und für das sie erst heute wagen, Wiedergutmachung zu fordern. Auch in der Hoffnung auf einen Frieden, der aber jeden Tag weiter in die Ferne zu rücken scheint. (2) Türkei-Armenien: Frieden auf Ruinen? Die Ausgrabungen in der mittelalterlichen Stadt Ani verschärfen die Spannungen zwischen Türken und Armeniern. Im Sommer 2024 begann die türkische Regierung mit neuen Ausgrabungen in den Ruinen der Stadt aus dem 10. Jahrhundert, die einst von christlichen Armeniern gebaut wurde. Eigentlich könnte die Restaurierung Anis, seit 2016 UNESCO-Weltkulturerbe, eine Brücke schlagen zwischen den beiden Ländern und dazu beitragen, die angespannte Lage zu normalisieren. Aber danach sieht es gerade nicht aus. Denn die Regierung unter Präsident Erdogan erklärte, in den Ruinen von Ani angeblich die erste anatolische Moschee gefunden zu haben. Die Armenier verurteilen die Islamisierung der armenischen religiösen Stätten durch Präsident Erdogan scharf. Ein Architekt an der Ausgrabungsstätte redet klar von einer Lüge der Regierung Erdogans aus religionspolitischen Gründen. Eine Verständigung zwischen Türken und Armeniern erscheint schwierig, auch vor dem Hintergrund der Verurteilung von Osman Kavala zu lebenslanger Haft. Er setzte sich immer ein für den Dialog zwischen der Türkei und Armenien, ist auch Sponsor einer mobilen App für die Stätte von Ani. Osman Kavala hat sich Präsident Erdogan zum Feind gemacht, weil er ihn offen für seine Politik kritisierte. In einem Punkt scheinen sich Türken und Armenier immerhin einig: Eine Mehrheit ist für die Öffnung seit 1993 geschlossenen Landesgrenze. Doch die Beziehungen zwischen der Türkei und Armenien sind eisig. Und der Konflikt um Bergkarabach hat die Lage noch verschlimmert.